Bei einer Bootstour auf der Medem den Alltag hinter sich lassen!

Kanu? Kajak? Sicherheitshalber: Boot. Vor dem Ablegen kann ein wenig Sachkunde nicht schaden, weil man später, beim Erzählen, genau weiß, womit man unterwegs war. Unter Kanu oder Kanadier verstand man ursprünglich jene leichten Boote der Indianer Nordamerikas aus Knochen und Birkenrinde. Kajak hingegen heißen die einsitzigen Jagdboote der Inuit (Eskimos), ebenfalls aus Knochen, aber mit Robbenfell bespannt. Kanufahren ist für ungeübte eine wacklige Angelegenheit;„Käpt’n” Tonn hat sich für Sie aufs Wasser gewagt. 

Egal ob Holz, Plastik oder Gummi-Faltboot, ob, gepaddelt oder gerudert – auf Otterndorfs Medem, der Name ist  witzigerweise ein Palindrom, (weil man ihn auch von hinten nach vorne lesen kann). Die Medem schlängelt sich auf 17 Kilometer durch eine reizvoll abwechslungsreiche Landschaft. Die Stadt selbst kann man mal von der Wasserseite aus auf sich wirken lassen.

Am Uferweg in Otterndorf wird das Kanu zu Wasser gelassen, auf Rollen gleitet es sanft in sein nasses Element. Verleiher Dieter Rüdiger packt mit an und erklärt, wie man richtig paddelt, und mit einem Minimum an Kraft ein Maximum Strecke macht. Ein paar Schläge nur und schon driftet man in eine andere Welt, fernab von Lärm, Verkehr und Stress. Stattdessen Libellen, verschiedene Fisch- und Vogelarten als gelegentliche, gern gesehene Begleiter.

Einen Kanadier, so nennt man die (olympische) Bootsklasse zu bewegen und zu manövrieren ist nicht so schwierig, schon nach kurzer Zeit hat man den Bogen raus. Aufmerksamkeit ist gefragt; auf jeden Paddelschlag reagiert das Boot unmittelbar – das Boot „spricht mit einem“, heißt es. Auch der Fluss teilt sich dem Paddler mit. Wer genau hinsieht und die Zeichen zu deuten weiß, lernt das Wasser „zu lesen”. Mit der Natur und den Strömungen, nicht gegen, ist das A und O. 

Absacker bei Blitzlicht-Beleuchtung

Berührt vom Zauber der Natur gleiten wir vorbei an Trauerweiden und Gärten im Dornröschenschlaf. Gibt es etwas Erholsameres, als dem Abendkonzert der Vögel zu lauschen? Dem Gluckern des Wassers beim Eintauchen des Paddels ? Das sanfte Schaukeln beruhigt. Entspannt beginnt man, im Takt des Paddels zu atmen. Dem Medem-Kanuten präsentiert sich malerisch Otterndorfs historischer Stadtkern  vor der  idyllischen Wasserkulisse: Am Specken spiegelt sich der alte Kran. Die Wasseroberfläche kräuselt sich und setzt Spitzlichter in der Sonne. Mit fernem Grollen kündigt sich ein Gewitter an. Ab in die Strandbar „Leuchtfeuer“. Einen Absacker unter freiem Himmel bei Blitzlicht-Beleuchtung gibt’s nicht alle Tage. Mensch Medem, bist Du schön! Joachim Tonn

(Fotos: CNV-Archiv)